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DÜRRE UND WASSERSTRES: WIE REAGIERT DIE SORTENZÜCHTUNG AUF DIESE NEUEN HERAUSFORDERUNGEN?

Die Züchtung von Sorten, die Trockenheit und Wasserstress tolerieren, ist ein Thema, das Züchter beschäftigt, insbesondere bei Weizen und Zuckerrüben bei Florimond Desprez. Der Kampf gegen die Trockenheit ist Teil eines agroökologischen und aktuellen Ansatzes. Wie kann die Sortenauswahl also Antworten auf diese Problematik liefern?

 

Welche verschiedenen Arten von Dürre gibt es?

Dürre bezeichnet den Zustand einer Umgebung, die mit einem deutlich langen und erheblichen Wassermangel konfrontiert ist.
 
Man kann drei Arten von Wasserstress unterscheiden:
 
- früher Stress: Die Pflanze leidet zu Beginn ihrer Entwicklung unter Trockenheit.
- anhaltender Stress: Die Pflanze leidet über einen langen Zeitraum unter Trockenheit.
- später Stress: Die Trockenheit tritt am Ende der Entwicklung der Pflanze ein.

 

 

Womit ist eine Dürreperiode verbunden?

Eine Dürreperiode geht oft mit großer Hitze oder starker Sonneneinstrahlung einher, was für die Pflanzen schädlich ist. Der Mangel an Regen führt auch zu einem Nährstoffmangel oder einer Nährstofftoxizität, da die Nährstoffe im Boden nicht mehr ausreichend verdünnt sind.
Es ist jedoch zu beachten, dass große Hitze nicht immer mit einer Dürre einhergeht, insbesondere bei bewässerten Kulturen. Die Folgen sind jedoch ebenso schädlich, da eine intensive Hitzewelle bei einer gut bewässerten Pflanze deren Fruchtbarkeit zerstört.
All diese Faktoren werden bei der Sortenauswahl berücksichtigt, um Sorten zu selektieren, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit und die damit verbundenen Auswirkungen sind.

 

 

Weizen

Welche Auswirkungen hat Trockenheit auf Pflanzen?

 

Nehmen wir das Beispiel Weichweizen: Je nach Entwicklungsstadium der Pflanze hat die Trockenheit unterschiedliche Auswirkungen.
Zum Zeitpunkt der Aussaat, im Stadium der Jungpflanze, führt Trockenheit zu einer schlechten Keimung und zum Absterben der Pflanze. Der Frühling ist eine entscheidende Zeit für Weizen. Ist er trocken, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Weizens und seinen Ertrag. Auch die Blütezeit ist ein kritisches Stadium, das bis zur Kornentwicklung andauert. Ein Wassermangel in dieser Zeit ist sehr schädlich und wirkt sich wiederum auf den Ertrag des Weizens aus.

 

 

Arash Nezhadahmadi hat 2013 eine Tabelle erstellt, in der die verschiedenen Auswirkungen von Wasserstress auf Weizen aufgeführt sind:

 

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Gibt es Sorten, die von Natur aus trockenheitstolerant sind?

Bei Weizen lässt sich bereits feststellen, dass die neuesten Sorten insgesamt trockenheitstoleranter sind. Die Züchter wählen die Linien nach ihrem Verhalten gegenüber den klimatischen Bedingungen aus. Da ein Zuchtzyklus zwischen 8 und 10 Jahren dauert, können die besten Linien nach verschiedenen Kriterien ausgewählt werden, insbesondere nach ihrer Trockenheitstoleranz, wenn während des Zuchtzeitraums mindestens eine Dürreperiode auftritt.
In wissenschaftlichen Publikationen wird festgestellt, dass es eine Vielzahl von Genen gibt, die für den Wasserstress von Bedeutung sind. Allerdings gibt es in Wirklichkeit nur wenige Sorten, die von Natur aus trockenheitstolerant sind. Die Hinwendung zu exotischen Sorten ist ein Forschungsansatz, der weiterverfolgt werden sollte: So gibt es beispielsweise australische Sorten, die insbesondere hinsichtlich ihrer Trockenheitsresistenz von großem Interesse sind, aber nicht unbedingt den besten Ertrag liefern oder für unsere Anbaugebiete geeignet sind. Dieses Material ist jedoch für Kreuzungen interessant.

 

 

Gibt es ein Trockenheitsgen für Weizen?

Das Breedwheat-Programm war ein zehnjähriges nationales Programm, dessen Ziel es war, die genetischen Grundlagen von Weizen anhand bestimmter Kriterien zu charakterisieren, insbesondere hinsichtlich der Trockenheitstoleranz. Es bestätigte eine bereits von zahlreichen Forschern gemachte Beobachtung: Es gibt nicht nur ein einziges Gen, das für die Trockenheitstoleranz verantwortlich ist. Nicht weniger als 20 Chromosomenregionen sind daran beteiligt!
Dieses Programm wird im Rahmen der FSOV-Projekte fortgesetzt, um diese Erkenntnisse konkreter umzusetzen. Der Weizenzyklus ist ein langer Zyklus, daher sind mehrere Bereiche des Genoms in verschiedenen Entwicklungsstadien beteiligt. Darüber hinaus sind bei Wasserstress mehrere Funktionen der Pflanze betroffen: ihre Verwurzelung, ihre Blattoberfläche, die Öffnung der Spaltöffnungen usw.
Es lassen sich zwei unterschiedliche Forschungsziele identifizieren. Das erste besteht darin, Resistenzen gegen mehrere Stressfaktoren zu kombinieren, da jedes Gen eine mehr oder weniger starke Wirkung hat. Es gibt zahlreiche Gene mit schwacher Wirkung, daher muss man sich auf Gene mit additiven Wirkungen konzentrieren und diese kombinieren, um eine höhere Trockenheitstoleranz zu erreichen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Faktoren, die die an dieser Toleranz beteiligten Gene regulieren. Das zweite Ziel besteht darin, die Stadien zu identifizieren, in denen der Wasserstress die stärksten Auswirkungen hat, und die Selektion entsprechend anzupassen: Wenn der Stress beispielsweise eher am Ende des Zyklus, nach der Blüte, auftritt, werden die Linien ausgewählt, die sich in diesem Stadium unter Wasserstressbedingungen am besten verhalten.

 

Wie wählt man trockenheitstolerante Weizensorten aus?

Der in den letzten Jahren weit verbreitete Ansatz zur Auswahl trockenheitstoleranter Weizensorten besteht darin, eine Vermeidungsstrategie zu entwickeln: Es wird Material ausgewählt, dessen kritische Reifephase nicht mit einer häufigen Trockenperiode am Anbauort zusammenfällt. Diese Sorten reifen früher und sind daher weniger von Trockenheit betroffen, da sie das Entwicklungsstadium bereits hinter sich haben, wenn diese eintritt.
Indirekt versuchen die Züchter, Pflanzen mit einem besser entwickelten und funktionelleren Wurzelsystem zu erhalten und die Evapotranspiration so weit wie möglich zu begrenzen. Sie können auch versuchen, eine Toleranz gegenüber Austrocknung zu schaffen, indem sie das Schließen der Spaltöffnungen fördern oder ein vertikaler ausgerichtetes Fahnenblatt entwickeln, um die Sonneneinstrahlung zu begrenzen.
Es gibt also mehrere Kriterien zu analysieren und mehrere Bereiche des Genoms zu untersuchen, um die Trockenresistenz zu erforschen.

 

 

Welche Techniken können den Prozess der Auswahl trockenheitstoleranter Sorten beschleunigen?

Über die klassischen Kreuzungen hinaus stehen den Züchtern weitere Instrumente zur Verfügung, insbesondere die neuen genomischen Techniken (NTG, oder NGT auf Englisch für New Genomic Techniques). Bei dieser sehr neuen Technik handelt es sich um eine mikrochirurgische Methode, mit der eine DNA-Sequenz verändert werden kann, um die Auswirkungen dieser Veränderung auf ein Merkmal zu beobachten. So lässt sich beispielsweise die Rolle von QTLs oder Genen, wie sie im Rahmen von BreedWheat identifiziert wurden, bestätigen oder widerlegen. Das mit diesen Techniken gewonnene Material ist derzeit in Europa nur schwer vermarktbar. Dennoch bleibt es ein Werkzeug unter vielen für den Züchter, das mit Bedacht und in Maßen eingesetzt werden sollte.

 

Rübe

 

Wie sieht es mit der Auswahl trockenheitstoleranter Rübensorten aus?

 

Die Zuckerrübe ist eine Sommerpflanze, die sich leichter an Trockenheit anpasst. Starker Wasserstress führt jedoch zu einer Gelbfärbung der Pflanze und zu Ertragseinbußen. Da diese Art weniger häufig angebaut wird, gibt es weniger wissenschaftliche Untersuchungen dazu. Bei Florimond Desprez ist diese Art jedoch sehr wichtig, weshalb unsere Züchtungsprogramme die Bewertung dieses Kriteriums berücksichtigen.
Dank neuer Technologien wie Drohnen ist es möglich, eine schnelle und umfassende Phänotypisierung durchzuführen und die Pflanzen zu identifizieren, die am besten an Trockenheit angepasst sind. Die in verschiedenen Entwicklungsstadien der Rüben aufgenommenen Bilder werden anschließend analysiert, um die Pflanzen mit einer hohen Toleranz zu erkennen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sortenauswahl offensichtlich eine der Antworten auf das Problem des Wasserstresses sein wird. Dank technologischer Fortschritte ist es nun möglich, beispielsweise mithilfe mobiler Gewächshäuser eine funktionelle Trockenheit für Tests zu erzeugen. Es ist auch möglich, vielversprechendes Material an Orten zu testen, an denen diese Plage relativ häufig auftritt, sowie in der Nebensaison, in anderen Ländern oder auf anderen Hemisphären.
Es darf nicht vergessen werden, dass die Auswahl der richtigen Sorte Teil eines umfassenderen agronomischen Ansatzes sein muss. So kann beispielsweise die Vorfrucht einen Einfluss auf die Trockenheitstoleranz haben. Im Fall von Weizen kann eine Vorfrucht aus Erbsen einen positiven Effekt haben.
Trockenheit und Wasserstress sind sehr aktuelle Probleme und stehen daher im Fokus der Wissenschaft und der Züchter. Es erscheint jedoch sinnvoller, Sorten zu entwickeln, die an ein bestimmtes Terroir angepasst sind. Viele externe Faktoren können die Trockenheitstoleranz beeinflussen. Die Wundersorte gibt es nicht!